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West Cloppenburg

Mit perfekt getunten Bikes unterm Sattel und reichlich Adrenalin unterm Helm bretterten die weltbesten Speedway-Junioren am Samstagabend durch den MSC-Kessel in Cloppenburg. Die rasanten Teenager kämpften bissig und mutig, aber auch mit beindruckendem fahrtechnischen Können und begeisterten die gut 350 Zuschauer, die sich corona-konform auf den Tribünen verteilt hatten.

Wie gestern schon gesagt: Da wächst eine Generation Hochbegabter heran. „Die Jungs brennen”, staunte nicht nur Rennleiter Stefan Timme. Und manchmal war’s dann auch der eine Dreh zu viel am Gashahn: Gerade in den ersten Läufen haute es einige der Youngster schon mal aus der Kurve, aber dank der Airfences verliefen alle Stürze glimpflich.

Neuer Champion der 250er ist der amtierende Europameister Oskar Paluch, der mit schnellen Reaktionen am Startband, mit enormem Speed unterwegs und cleveren Kurvenfights beeindruckte. Nur einen Zähler gab der 16-jährige Pole ab – an den Dänen Nicklas Aagaard, der am Ende Vize-Weltmeister wurde. Um den dritten Platz gab es ein mitreißendes Dreier-Stechen in komplett dänischer Besetzung, das am Ende das Küken gegen den Favoriten für sich entschied: Der erst 13-jährige Däne Villads Nagel rang Bastian Pedersen in atemberaubenden Kurvenduellen den Sieg ab und kletterte stolz und verdient auf das Bronzetreppchen. Pedersen, am Freitag noch Maximum-Sieger im Semifinale, hatte sich trotz eines Sturzes im ersten Vorlauf noch bis in dieses Run-off vorgearbeitet und fuhr hier einen fast perfekten Lauf – nur der kleine Landmann machte es noch einen Tick besser. Pedersen verpasste als Gesamt-Vierter die ersehnte Medaille. Niklas Jacobsen belegte Rang 5.

Bildergalerie vom Weltfinale

Fotos: Gaby Westerkamp/clpON

Die eigentlichen Helden des Abends waren aber ein gutes Dutzend grasgrün gewandeter Männer des MSC Cloppenburg. Denn nach den ersten 12 Läufen brach ein wuchtiges Unwetter mit Starkregen, Sturm, Blitz und Donner über Emstekerfeld herein und setzte die ganze Bahn unter Wasser. Normalerweise bedeutet so ein Gewitterschaden das Aus für den Renntag. Nicht aber in Cloppenburg. Das Bahndienstteam, dem sich spontan noch weitere Clubmitglieder anschlossen, rückte mit schwerem Gerät, Besen und Schaufeln an und schaffte das eigentlich Unmögliche. Nachdem die erst vor Kurzem neu eingebaute Drainagerinne sich bewährte und einen Großteil des Wassers in die Abflüsse leitete, kehrte ein Radlader mit Bürstenwalze den Schlamm an die Innenkante, wo die Helfer ihn auf den Rasen zogen und das Wasser in der Rinne am Laufen hielten. Mit großen Schleppern wurde dann der Restbelag neu verteilt. Um 22 Uhr konnte es tatsächlich weitergehen. „Eine sensationelle Leistung”, lobte nicht nur MSC-Clubchef Burkhard Timme seine Bahndienst-Spezialisten und Helfer. Auch die Vertreter des Weltverbandes FIM zeigten sich schwer beeindruckt. Und hatten offenbar großes Vertrauen in die wieder frei gegebene Bahn. Denn die Entscheidung der FIM Referees, die Jungs hier an diesem Abend noch mal fahren zu lassen, war nicht ohne Risiko. Aber letztlich gaben die noch folgenden acht, schnellen und sehenswerten Wertungsläufe ohne schwere Stürze den Verantwortlichen recht. Gewertet wurde allerdings nach den 20 Punktläufen, auf Halbfinale und Endlauf hat man dann doch lieber verzichtet.

Der MSC Cloppenburg hat mit seinem Einsatz und trotz der Wetterkapriolen sonst rundum gelungenen Rennwochenende zweifellos eine Hochglanz-Visitenkarte bei der FIM abgegeben und sich für weitere Prädikats-Events empfohlen – nicht nur im Juniorenbereich. Am Sonntag folgte die schriftliche Bestätigung dafür: FIM-Bahnsport-Präsident Armando Castangna bescheinigte dem MSC die Aufnahme in die Liste der ausgewählten FIM-Veranstalter und zwar bis 2023 –  ein ungewöhnlich langer Zeitraum bei einer Erstaufnahme und den illustren Kreis der Top-Gastgeber. Cloppenburg kann sich nun in den kommenden Jahren als Ausrichter für attraktive interntionale Titel-Events bewerben.

Das aktuelle Weltfinale der 250er wurde übrigens auch als Livestream im Internet übertragen und ist unter https://www.twitch.tv/needforspeedway noch als Video zu sehen. Sönke Petersen und Jonny Wynant kommentierten das Weltfinale gut gelaunt und mit großem Fach- und Insiderwissen.

Am heutigen Sonntag ist in der MSC-Arena Aufräumen angesagt. Das ist diesmal harte Arbeit, gleichzeitig aber freuen sich alle, endlich wieder ein richtiges Rennen durchgezogen zu haben. Und in rund acht Wochen sind dann alle wieder am Start, wenn die MSC Fighters mit René Deddens, Lukas Fienhage, Jonny Wynant und Ben Iken am Freitag, 10. September, abends zu ihrem Teamcup-Heimrennen antreten. In ihrem zweiten von vier Liga-Rennen treffen sie dann auf Güstrow, Berghaupten und Stralsund. Zuvor aber will das Quartett am 22. August in Diedenbergen punkten. Brokstedt und Güstrow sind dort ebenfalls dabei.