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Die „Akte Tropen-Helmut” ist das zweite Band mit gesammelten Kolumnen, Kuriositäten und Furiosem. Autor Achim Goldenstein liest daraus am Sonntag, 21. November, im Gasthaus ”Zum Schäfer” in Garrel vor. Mit von der Partie ist Mario Kampeling an der Gitarre. Fotos: Goldenstein

pm/tka Oldenburger Land.
Achim Goldenstein, Autor und Emsländer mit ostfriesischem Migrationshintergrund, kommentiert seit Jahren das Bad Papenburger Geschehen in seinen monatlichen Kolumnen in der NOZ/Ems-Zeitung und treibt, wie er selbst sagt, sein Unwesen in den sozialen Netzwerken. Nach dem ersten Band im Jahr 2019 erscheint am 5. November im Co-Buch Verlag sein neues Buch: „Die Akte-Tropen-Helmut“

„Facebook und Co. sind ein Eldorado, eine Fundgrube für alle Kreativschaffenden. Man erfährt, ob gewollt oder nicht, Meinungen, Ansichten und Geschehnisse, die man sich selbst oft nicht ’mal ausdenken kann“, sagt Goldenstein und ergänzt augenzwinkernd, „mit dem neuen Buch möchte ich den Menschen in unserer Region etwas zurückgeben, ihnen vielleicht sogar helfen, ihre schrullige Heimat besser zu verstehen, und wenn es nötig ist, eben auch auf Platt.“

Ostfriesische Schlager-Ikone: Herzrasen kann man nicht mähen

Goldensteins bissiger Witz und seine pointierten Übertreibungen verletzen niemanden, legen jedoch den Finger dort hinein, wo die Wunde bereits eitert. Das macht seinen Protagonisten Tropen-Helmut ebenso zur Kultfigur, wie auch dessen Nachbarin Bini Pötter, gleichfalls vom Hardy-Loppman-Ring. „Dabei handelt es sich um eine erfundene Straße – mal Schlossallee oder Badstraße, mal Downing Street oder Abbey Road – in einer autofiktionalen Stadt, eben Bad Papenburg“, erklärt der Autor, „in etwa sowas wie die Lindenstraße im TV, nur schrulliger und mit mehr Pfiff.“

So erfährt der Leser Lebensweisheiten, wie jene von Großmutter Pötter: „Ich sage, was ich denke, damit ich höre, was ich weiß.“ Daneben gibt es Goldensteins Megastar, die ostfriesische Schlager-Ikone Audrey Bölkmöller („Herzrasen kann man nicht mähen“), und die 94-jährige Mia Botterbloom-Hamadi betreibt eine Dönerbude, wo es auf dem Fleischdrehspieß zu einer Marienerscheinung kam. Sie und viele andere „Originale“ aus Bad Papenburg bilden einen bunten Reigen, der immer wieder auf den Hardy-Loppman-Ring zurückführt, der urbanen Keimzelle.

In seinem Buch erzählt Goldenstein davon possenhaft und verspielt, vor allem aber mit einem Händchen für bissige Satire, über die sogar der NDR im Rahmen seiner Nordtour berichtete.

Tiefe Verwurzlung mit der Region

Der letzte Plattproter – und andere preisgekrönte Kurzgeschichten Goldensteins Humor ist jedoch weder beliebig noch zufällig, sondern hat seinen Ursprung in einer tiefen Verwurzelung mit der Region. Denn da ist noch der andere Achim Goldenstein, jener, der sich auch jenseits von Satire über manches aufregen kann, was um ihn herum passiert, und es in gesetzte Worte kleidet. Es ist die andere und mindestens genauso überzeugende Seite eines leidenschaftlichen Interpreten von Heimat.

Hervorzuheben ist der Aufsatz „Die Heilige Kuh“. Ebenso heiter wie kritisch setzt sich Goldenstein mit der mitunter unantastbaren Papenburger Werft auseinander, deren Strahlkraft nicht nur positiv auf Region und die Menschen darin wirkt. Überdies tritt der Autor energisch für die plattdeutsche Sprache ein, schreibt preisgekrönte Kurzgeschichten und setzt alles daran, dass diese Sprache nicht ausstirbt. „Zuerst stirbt die Sprache, dann die Kultur“, sagt Goldenstein und regt damit zum Nachdenken an.

Im neuen Buch wird erstmals „De leste Plattproter“ veröffentlicht. Die Erzählung ist in einer Sprache abgefasst, die mit dem hiesigen Platt versöhnt. Man kann sie – so man der Sprache nicht mächtig ist – halblaut lesend gut verstehen, doch bei seinen Lesungen sind sie ein weit größerer Genuss.

Lesung mit Livemusik

Wer Achim Goldenstein live erleben möchte, kann das auf seinen Lesungen, die unter dem Motto „Platt, Satire, Blues stehen. Musikalisch begleitet wird er dabei ebenso feinfühlig stilvoll von Mario Kampeling (Gesang, Gitarre, Blues Harp).

Die Lesungen:
Donnerstag, 18. November, 19 Uhr, Alte Drostei, Papenburg (mit Mario Kampeling)
• Sonntag, 21. November, 17 Uhr, Kunst- Kulturkreis, Garrel (mit Mario Kampeling) • • Freitag, 10. Dezember, 20 Uhr, Fehntjer Forum, Rhauderfehn (mit Mario Kampeling)

Das Buch:
Achim Goldenstein, Die Akte Tropen-Helmut, Paperback, 14 x 20,5 cm, 180 Seiten, 14,80 € im Co-Buch Verlag Papenburg, November 2021
ISBN 978-3-947643-22-6