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Andreas Krone und Dr. Andreas Pfeiffer (v. l.) informieren über die Notwendigkeit der Schlaganfallbehandlung im Landkreis Cloppenburg. Foto: Daniel Meier

pm Cloppenburg Das Cloppenburger St.-Josefs-Hospital unterstreicht die Notwendigkeit von Schlaganfallbehandlungen in Cloppenburg, denn Schlaganfälle nehmen zu. 

„Man muss bei der Schlaganfallbehandlung zwei wesentliche Aspekte berücksichtigen“, sagt Dr. Andreas Pfeiffer, Leiter der Neurologie am St.-Josefs-Hospital. Es gebe die sogenannte „Lyse“, also das Auflösen eines Gerinnsels mittels einer in die Vene gespritzten Substanz. Zum anderen werde die „Thrombektomie“ angewendet, also das „Herausholen“ des ursächlich für den Schlaganfall verantwortlichen Gerinnsels aus einer Arterie des Hirns. Beide Verfahren müssen schnell durchgeführt werden. Aber nicht immer sind beide Verfahren nötig: Häufig bleibt es allein bei der Lysetherapie, die zurzeit am Cloppenburger Krankenhaus durchgeführt wird. Warum diese Schnelligkeit wichtig ist? „Jede verlorene Sekunde kann je nach Schwere des Schlaganfalls zwei Stunden Verlust gesunder Lebenszeit bedeuten“, so Dr. Pfeiffer.

Eine Lysetherapie erfordert weniger Aufwand: Jedes auf Schlaganfallbehandlung trainierte Team kann unter Mitwirkung einer sofort verfügbaren Computertomographie (CT) des Hirns diese Therapie durchführen. Ein mindestens dreiköpfiges Neuroradiologen-Team ist für eine Thrombektomie notwendig, wenn das Verfahren 24/7 gewährleistet werden soll. Außerdem braucht das Team ein spezielles Equipment. Wie schnell ist rund um Cloppenburg ein solches Neuroradiologen-Team verfügbar? In 40 Minuten ist der Rettungsdienst aus Cloppenburg in Oldenburg oder in Westerstede. In Oldenburg arbeiten sechs Neuroradiologen, die das Verfahren beherrschen.

Aber soll der Rettungsdienst jeden Schlaganfall nach Westerstede oder Oldenburg fahren? Dafür würden die Kapazitäten nicht ausreichen. Und es ist auch nicht in jedem Fall erforderlich. Bei vielen Schlaganfällen reicht die Lysetherapie aus, wenn kein Verschluss eines großen Hirngefäßes vorliegt. Die Entscheidung darüber, wer nun sehr schnell ins Thrombektomie-Zentrum sollte, muss schnell getroffen werden. Und da kommen die regionalen Unterzentren wie in Cloppenburg ins Spiel: Ein Lyse-Team kann sofort nach Ankunft im Krankenhaus Cloppenburg entscheiden, ob ein Gefäßverschluss im Hirn vorliegt oder nicht. Es kann sofort die Lyse-Therapie beginnen und den Patienten bei einem Verschluss eines großen Gefäßes im Hirn mit laufender Infusion ins Thrombektomie-Zentrum verlegen.

„Der unbestreitbare Vorteil einer derart standortnahen Versorgung ist ihre Schnelligkeit im Dienste der Menschen, die in einem Entfernungsradius von 40 Minuten vom St.-Josefs-Hospital einen Schlaganfall erleiden“, erläutert Dr. Pfeiffer: „Denn die Lyse-Therapie ist und bleibt der Goldstandard der Schlaganfallbehandlung – mit oder ohne Thrombektomie.“

Zur Zeit ist für 69.000 Menschen im Zentrum der Versorgungsregion Weser-Ems eine Stroke-Unit zur Behandlung des Schlaganfalls nicht in der erforderlichen Zeit erreichbar. Mit der Errichtung einer Stroke-Unit in Cloppenburg würde sich die Situation für 37.000 Personen verbessern. Umso unverständlicher ist es für Geschäftsführer Andreas Krone, dass über den Antrag des St. Josefs-Hospitals Cloppenburg zur Errichtung einer Hauptabteilung für Neurologie in der Sitzung des niedersächsischen Krankenausplanungsausschusses nicht beraten wird. 

Was in der aktuellen Diskussion oft nicht berücksichtigt werde, ist laut Dr. Pfeifer, dass nicht in jedem Thrombektomie-Zentrum rund um die Uhr eine Thrombektomie durchgeführt werden kann. „Das wäre extrem aufwendig, es lässt sich nicht realisieren, in jeder neurologischen Abteilung ein Team von invasiven Neuroradiologen ständig verfügbar zu halten.“

Daher sei die Basisversorgung eines Schlaganfalls mit CT der Gefäße und einer Lyse wesentlich. Dieses Vorgehen ermögliche eine schnelle Entscheidung zur eventuellen Verlegung in ein Oberzentrum. 

Bei einer Lyse-Behandlung in Cloppenburg wird für eine eventuell notwendige  Weiterbehandlung in ein Oberzentrum schon alles vorbereitet: Gefäß-CT, Blutuntersuchung und Start der Lyse. Dafür braucht es rund 30 bis 45 Minuten. Soll der Patient dann verlegt werden, kommen nochmals 45 Minuten dazu, bis er im Oberzentrum ist. Dort braucht es 30 Minuten bis der Patient auf dem Untersuchungstisch liegt und noch 15-30 Minuten bis das Gerinnsel entfernt ist.

Das ist eine Gesamtzeit von zwei  bis drei Stunden bis zur Entfernung des Gerinnsels. Ein passender zeitlicher Ablauf. Denn in der Regel gilt international eine Thrombektomie unter vier Stunden als schnelle Thrombektomie. 

Aber nicht zu vergessen ist bei einem solchen Fall: Die Lyse-Behandlung ist dann ja schon im St.-Josefs-Hospital gestartet worden und rettet Hirnzellen.

Dr. Pfeiffer: „Es ist unsinnig darüber zu diskutieren, ob nur Oberzentren die Schlaganfalltherapie durchführen sollen.“ Schon aufgrund der fehlenden Aufnahmekapazitäten sei diese Diskussion müßig.