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Eindrucksvolles Konzert: „La Kejoca” brachten das Thema Holocaust und Widerstand in Liedern und Gedichten auf die Bühne. Mehr Infos über die Gruppe findet man auf ihrer Webseite, einfach auf das Foto klicken. Foto: west

Von Gaby Westerkamp

Stapelfeld
„Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf.” Das sagte der berühmte Schriftsteller Erich Kästner, nachdem die Nazis im Mai 1933 in Berlin seine Bücher verbrannt hatten – wie Tausende andere „undeutsche” Werke. Ein Ereignis, das anderen grauenvollen Verbrechen voranging, die „spätestens 1928 hätten bekämpft werden müssen”.

Kästners Zitat ist 65 Jahre alt – und noch immer aktuell. Und es war deshalb Teil eines besonderen Abends gegen das Vergessen in der Katholischen Akademie Stapelfeld. Unter dem Motto „Nie wieder” erinnerte das Ensemble „La Kejoca” musikalisch an die November-Pogrome von 1938, an Judenhass und Völkermord, aber auch an Widerstand und Befreiung. Und mit Liedern, Gedichten und Texten stemmten sich die Global-Folkmusiker gegen das Vergessen – gleichwohl eine Warnung, es nie wieder soweit kommen zu lassen. Denn „die Lawine ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat”.Keno Brandt, Carmen Bangert, Jonas Rölleke und Jörg Fröse zeichneten mit ihren Stimmen und unterschiedlichsten Instrumenten von Geige und Gitarre über Drehleier und Flöten bis zu Mandoline und Handharmonika ein durchaus buntes Klangbild – ohne erhobene Zeigefinger oder schulmeisterliche Ansagen, vielmehr mit pointierten Denkanstößen, die appellierend oder beißend, aber auch zart-romantisch sein durften. Wie das „Lied der Lieder” aus der vierteiligen Mauthausen-Kantate; darin vertonte der berühmte Komponist Mikis Theodorakis 1965 Gedichte des KZ-Überlebenden Iakovos Kambanelli, der sich inmitten all der brutalen Gewalt im Arbeitslager in ein litauisches Mädchen verliebte.

In plattdeutscher Sprache erzählte ein anderes Stück von Leben und Leiden des in Esterwegen gefolterten Publizisten Carl von Ossietzky; vorgelesen wurden Gedichte, die der polnische Häftling Salmen Gradowski in leeren Flaschen versteckt hatte, und das weltberühmte Lied „Donna, Donna, Donna”, das viele vor allem in der Version von Joan Baez kennen, sang die Band im jiddischen Original.

Der Abend mit „La Kejoca” näherte sich der schwierigen Thematik des Holocaust mit einem Musik-Potpourri, das den rund 50 Besuchern nachdenkliche, melancholische, spöttische und warnende, aber auch lächelnde Türen öffnete. Und damit nachhaltig Eindruck hinterließ.